BIBB Logo
Ein Angebot des Bundesinstituts für Berufsbildung

Anerkennung - Weiter-Besser-Machen

Runder Tisch Berufsanerkennung 2024: Gemeinsam mit Migrantenorganisationen wurde über Erfahrungen mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsrecht und einen schnellen Einstieg in den Arbeitsmarkt diskutiert.

„Anerkennung - Weiter-Besser-Machen: Berufsanerkennung im Spannungsfeld der neuen Regelungen zur Fachkräfteeinwanderung und einem schnellen Einstieg in den Arbeitsmarkt“. So lautete das Thema beim diesjährigen Runden Tisch Berufsanerkennung am 29. Oktober 2024 in Berlin. Vertreterinnen und Vertreter von Migrantenorganisationen aus ganz Deutschland tauschten sich im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit Vertreterinnen und Vertretern von Bundesressorts, Verbänden, Kammern, Wirtschaft sowie Bundesprogrammen und -projekten über aktuelle Entwicklungen und Möglichkeiten der Verbesserung aus.

Engagierter und konstruktiver Austausch

Die Anerkennung der ausländischen Qualifikation bringt viele Vorteile für die langfristige Integration von Fachkräften in den deutschen Arbeitsmarkt. Damit Fachkräfte, Arbeitgeber und Gesellschaft künftig noch schneller von diesen Vorteilen profitieren, bleibt die Verbesserung der Verfahren wichtig. Vor diesem Hintergrund wurde über aktuelle Entwicklungen bei der Beschleunigung der Anerkennungsverfahren und über den starken Zuwachs der Antragszahlen gesprochen. Dafür stellte das BIBB-Anerkennungsmonitoring die Auswertung der aktuellen amtlichen Statistik zur Anerkennung vor. Zudem berichteten Migrantenorganisationen über ihre Erfahrungen – insbesondere auch mit den neuen gesetzlichen Regelungen der Fachkräfteeinwanderung. Am Nachmittag berichtete das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) über ein Jahr „Job-Turbo zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten“.

In der Diskussion im Plenum und in den Arbeitsgruppen stellten die Teilnehmenden Erfolge und weitere Verbesserungspotenziale im Bereich der Berufsanerkennung und Arbeitsmarktintegration fest. Deutlich wurde dabei auch die wichtige Rolle der Migrantenorganisationen als Bindeglied zwischen Communities und Anerkennung – und damit die Bedeutung des jährlichen, konstruktiven Austauschs.

Gute Entwicklungen bei der Berufsanerkennung

An mehreren Stellen konnten die Anwesenden positive Entwicklungen festhalten, unter anderem:

  • Die Vernetzung und Zusammenarbeit der Akteure im Bereich der Anerkennung verbessert sich.
  • Die Digitalisierung schreitet voran und trägt zur Beschleunigung bei: Einige Bundesländer und Berufe sind bereits an den digitalen Antragsservice angeschlossen; in Pilotprojekten wird der Einsatz von KI im Rahmen der Anerkennungsverfahren getestet.
  • Die Berufsanerkennung wird durch Änderungen im Fachrecht und gemeinsame Maßnahmen von Bund und Ländern, z.B. den Einsatz von Musterbescheiden, weiter vereinheitlicht.
  • Das Thema Anerkennung und die neuen Regelungen der Fachkräfteeinwanderung stoßen auf hohes Interesse im In- und Ausland, Arbeitgeber in Deutschland zeigen mehr Bereitschaft, Fachkräfte auch ohne vollständige Anerkennung zu beschäftigen.

Verbesserungspotenziale für die Anerkennung

Die Berufsanerkennung bleibt für die langfristige Integration von Zugewanderten und Geflüchteten wichtig. Verbesserungspotenziale wurden in Bezug auf folgende Aspekte festgestellt:

  • Weitere Beschleunigung der Verfahren durch Digitalisierung, Vereinheitlichung, Zentralisierung und Standardisierung
  • Bessere Gestaltung des Übergangszeitraums bis zur vollen Anerkennung: Wartezeiten nutzen, Möglichkeiten für Berufsausübung schaffen
  • Stärkere Berücksichtigung der Berufserfahrung
  • Ausbau von standardisierten, modularisierten Qualifizierungsmaßnahmen, Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen bei Erstellung von Qualifizierungsplänen
  • Bessere Information durch Wissensaustausch mit Migrantenorganisationen, Ausbau mehrsprachiger Angebote und Nutzung sozialer Medien
  • Mehr Transparenz durch eine verstärkte Zertifizierung von Personalvermittlungen
  • Ausbau von Vorintegrationsmaßnahmen im Ausland und ganzheitliche Integrationsangebote im Inland, Berücksichtigung von Themen wie Wohnraum, Spracherwerb u.a.
  • Akzeptanz von Qualifizierungsmaßnahmen bei bundeslandübergreifender Mobilität
  • Hohe Nachfrage erfordert mehr Personal in der Beratung und bei zuständigen Stellen
  • Mehr Information über die Bedeutung der Anerkennung und die neuen Möglichkeiten wie z.B. die Anerkennungspartnerschaft

Qualifikationsadäquate Beschäftigung fördern

Der frühzeitige Einstieg in die Beschäftigung, wie im Rahmen des „Job-Turbos“ vorgesehen, bringt viele Vorteile für die Integration von Geflüchteten. Für die langfristige Integration bleibt eine qualifikationsadäquate Beschäftigung aber wichtig. Folgende Impulse setzten die Teilnehmenden für die Weiterentwicklung von „Job-Turbo“:

  • Qualifikationen und Kompetenzen möglichst frühzeitig erfassen
  • Bewusstsein über langfristige Vorteile der Anerkennung schaffen, Geflüchtete und Arbeitgeber informieren
  • Vernetzung und Zusammenarbeit der relevanten Akteure sicherstellen
  • Berufsbegleitende Qualifizierungsmaßnahmen ermöglichen

Migrantenorganisationen als Brückenbauer

Migrantenorganisationen sind im Bereich der Fachkräfteeinwanderung und der Anerkennung ausländischer Qualifikationen wichtige Bindeglieder zu den Einwanderungscommunities. Sie bieten neu ankommenden internationalen Fachkräften wertvolle Unterstützung und teilen ihre Erfahrungswerte. Aufgrund ihres engen Kontakts können sie wichtige Einblicke und praktische Lösungsvorschläge vermitteln insbesondere mit Blick auf die neuen Regelungen zur Einwanderung. Darüber hinaus tragen sie dazu bei, das Anerkennungspotenzial auch für Geflüchtete nutzbar zu machen und fördern so deren nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt.

Das BMBF als Gastgeber und Initiator freut sich gemeinsam mit dem BIBB über eine Fortsetzung des Formats.