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Ein Angebot des Bundesinstituts für Berufsbildung

Vorteile der Anerkennung

Die formale Berufsanerkennung ist in vielen Fällen notwendig. Darüber hinaus kann sie Vorteile auf dem Arbeitsmarkt bringen und die langfristige Integration unterstützen.

Fachkräfte mit ausländischer Berufsqualifikation brauchen die formale Anerkennung, wenn sie in Deutschland einen reglementierten Beruf wie z.B. Ärztin oder Lehrer in vollem Umfang ausüben wollen. Personen aus Drittstaaten brauchen die Anerkennung auch dann, wenn sie für eine Beschäftigung in einem nicht reglementierten Beruf einreisen wollen und für alternative Aufenthaltsmöglichkeiten die Voraussetzungen in Bezug auf Gehalt oder Berufserfahrung nicht erfüllt sind. Ansonsten ist die Anerkennung optional.

Ein Anerkennungsverfahren braucht Zeit und kostet Geld. Ein Anerkennungsverfahren oder die individuelle Bewertung des Hochschulabschlusses können sich trotzdem lohnen - für ausländische Fachkräfte, Arbeitgeber und die Gesamtgesellschaft. Dies zeigen auch verschiedene Studien.

Welche Vorteile kann die Anerkennung haben?

Vorteile auf dem Arbeitsmarkt

  • Größere Transparenz: Der offizielle Anerkennungsbescheid in deutscher Sprache bestätigt die im Ausland erworbenen Qualifikationen in Bezug auf einen deutschen Referenzberuf. Damit können Arbeitgeber besser einschätzen, welche Fähigkeiten und Kenntnisse die Fachkraft mitbringt und in welchen Bereichen sie sich einsetzen lässt (Brücker u.a. 2021). 
  • Mehr Wertschätzung: Fachkräfte fühlen sich nach erfolgreicher Anerkennung häufig vom Arbeitgeber besser akzeptiert und wertgeschätzt (Ekert u.a. 2017).
  • Leichterer Einstieg: Fachkräfte mit Anerkennung werden häufiger zu Bewerbungsgesprächen eingeladen (Damelang u.a. 2020). Eine volle Anerkennung kann auch dazu führen, schneller eine Beschäftigung zu finden (Brücker u.a. 2021). 
  • Höhere Chance auf qualifikationsadäquate Beschäftigung: Mit voller Anerkennung erhöht sich die Chance auf eine Beschäftigung, die der Berufsqualifikation entspricht (Gächter u.a. 2018). Die Anerkennung kann ausländische Fachkräfte somit vor Dequalifizierung schützen und prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen vorbeugen (Loschert u.a. 2023). 
  • Aussicht auf bessere Bezahlung: Die Anerkennung kann sich auch finanziell lohnen. Bei Vollzeitbeschäftigten liegen die Verdienste drei Jahre nach einer vollen Anerkennung durchschnittlich um 20 Prozent höher als bei Zugewanderten ohne Anerkennung (Brücker u.a. 2021). In bestimmten Berufsbereichen führt die Anerkennung zu einer besseren tariflichen Eingruppierung (George 2021). 
  • Bessere Karrierechancen: Die Anerkennung kann den Aufstieg innerhalb eines Betriebs erleichtern und die Bindung zwischen Fachkraft und Arbeitgeber erhöhen (Ekert u.a. 2017). Die Anerkennung kann auch die Position der Fachkraft stärken, wenn sie den Job wechseln will oder muss (SVR 2021 u. 2022).
  • Zugang zur Weiterbildung: Nach einer vollen Gleichwertigkeit können Fachkräfte in Handwerk, Industrie oder Landwirtschaft z.B. an einer Meister-Fortbildung teilnehmen. Alternativ können sie die Anerkennung direkt für einen Meisterberuf beantragen.
  • Aussicht auf Selbständigkeit: Die Anerkennung ist für manche Berufe Voraussetzung für die Selbständigkeit, so z.B. im zulassungspflichtigen Handwerk oder bei einer freiberuflichen Tätigkeit, die unter die Kammerpflicht fällt.
  • Vorteil im Wettbewerb: In bestimmten Branchen kann die formale Berufsanerkennung auch Voraussetzung für den Erhalt öffentlicher Aufträge sein (Ekert u.a. 2017).
  • Langfristige Integration: Die positiven Effekte der Anerkennung können die Bleibewahrscheinlichkeit erhöhen und somit die langfristige Integration ausländischer Fachkräfte unterstützen (Boockmann u.a. 2022).

Welche Vorteile die Anerkennung speziell aus Sicht von Arbeitgebern hat, erfahren Sie hier: Vorteile der Anerkennung

Vorteile für Einreise und Aufenthalt

  • Fachkräfte aus Drittstaaten können mit voller Anerkennung und entsprechendem Jobangebot für jede qualifizierte Beschäftigung in einem nicht reglementierten Beruf nach Deutschland kommen. Das heißt: Die anerkannte Ausbildung muss nicht zwingend im berufsfachlichen Zusammenhang mit der Beschäftigung stehen.
  • Die Anerkennung macht ausländische Fachkräfte flexibler: Wer sich bereits drei Jahre in Deutschland aufhält oder seit zwei Jahren hier beschäftigt ist, kann danach ohne weitere Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit beschäftigt werden.
  • Fachkräfte mit voller Anerkennung erhalten schneller die Möglichkeit zum unbefristeten Aufenthalt in Deutschland (Niederlassungserlaubnis).
  • Fachkräfte mit anerkanntem Hochschulabschluss oder vergleichbarer Qualifikation können die Blaue Karte EU beantragen. Auch die Blaue Karte führt schneller zur Niederlassungserlaubnis und erleichtert den Familiennachzug.
  • Die Anerkennung verhilft leichter zur Chancenkarte, mit der Personen aus Drittstaaten zur Jobsuche nach Deutschland einreisen können: Fachkräfte mit teilweiser Anerkennung erhalten vier von sechs erforderlichen Punkten. Fachkräfte mit voller Anerkennung brauchen keine Punkte nachzuweisen und erhalten die Chancenkarte direkt, wenn der Lebensunterhalt gesichert ist.

Wo erhalte ich Informationen für den konkreten Beruf?

Ob eine Anerkennung im konkreten Fall notwendig oder sinnvoll ist, erfahren Sie mit unserem Anerkennungs-Finder. Dieser bietet Informationen zum jeweiligen deutschen Referenzberuf und Details zum Anerkennungsverfahren.

Übrigens: Als Beraterin oder Berater können Sie sich im Profi-Filter schnell einen Überblick darüber verschaffen, welcher Beruf reglementiert und welche Stelle für das Anerkennungsverfahren zuständig ist.