Wessal Alkhalil hatte in Syrien ein eigenes Zahntechnik-Labor. Nach ihrer Flucht machte sie in Deutschland eine Qualifikationsanalyse. Jetzt arbeitet sie wieder in ihrem Beruf und besucht die Meisterschule.
Meine Geschichte
„Anerkennung bedeutet für mich meinen Meister machen zu können.“
Ein Besuch am neuen Arbeitsplatz von Wessal Alkhalil: In dem Zahntechnk-Labor in Hamburg-Eppendorf dreht sich die bunte 3-D-Aufnahme eines Gebisses auf dem Bildschirm. Gleich nebenan fräst ein Gerät langsam den passenden Zahnersatz aus dem Rohmaterial. Wessal Alkhalil zeigt, wie diese moderne Technik der Zahnmedizin funktioniert. Dabei erklärt sie, wie der Zahnersatz hergestellt und aufbereitet wird. Noch vor wenigen Monaten sah das Leben der Zahntechnikerin aus Syrien komplett anders aus. Mitte 2014 floh Wessal Alkhalil vor dem Krieg in ihrer Heimat nach Hamburg. In Damaskus führte die 37-Jährige ihr eigenes Zahntechnik-Labor mit 6 Mitarbeitenden. In Hamburg stand sie vor dem Nichts.
Im August 2014 wandte sich Wessal Alkhalil an die Anerkennungsberatung der Handwerkskammer Hamburg. Dort schlug man ihre eine Qualifikationsanalyse vor. Denn auf ihrer Flucht hatte sie die notwendigen Dokumente nicht mitnehmen können. Die Qualifikationsanalyse erfolgte in Form einer Praxiswoche in den Hanseatischen Dental Werkstätten. Hier konnte Wessal Alkhalil gegenüber Sachverständigen und Ausbildern praktisch nachweisen, was sie in ihrem Beruf gelernt hat. Das Ergebnis: Ihre Ausbildung wurde als teilweise gleichwertig anerkannt. Für die volle Anerkennung wurde eine Anpassungsqualifizierung bei Höfs & Ristau Dentaltechnik vereinbart. Hier lernte die Zahntechnikerin z. B. das Verarbeiten von Werkstoffen in Zahnfarbe. Gleichzeitig machte sie einen Sprachkurs. Nach 5 Monaten war es geschafft: Im Februar 2016 wurde ihr die volle Gleichwertigkeit ihrer Ausbildung bescheinigt.
Mit der vollen Anerkennung als Zahntechnikerin fand Wessal Alkhalil sofort eine feste Anstellung in einer Zahnarztpraxis. Die Zahnarztpraxis in Hamburg-Eppendorf hat ein eigenes Zahntechnik-Labor. Dieses bietet bereits die 3-D-Technologie an und besitzt ein modernes Fräsgerät. Zahnarzt Dr. Peter Weiss erinnert sich gut an das Vorstellungsgespräch mit Wessal Alkhalil: „Frau Alkhalil berichtete, dass sie die 3-D-Technologie bereits in ihrem Labor in Damaskus eingesetzt hat. Da habe ich nicht schlecht gestaunt. Sie hat mich fachlich und menschlich absolut überzeugt."
Mit der Anerkennung ihrer Ausbildung hat Wessal Alkhalil ihr Ziel jedoch noch nicht erreicht. Sie will mehr: Die Zahntechnikerin strebt den Abschluss Zahntechnikermeisterin an. Die Kosten für die Meisterschule übernimmt ihr Chef. „Nach der Anerkennung geht alles besser. Ich bin mehr als glücklich“, meint Wessal Alkhalil und lächelt.
Das Gespräch mit Wessal Alkhalil wurde im Januar 2017 geführt. Bei der Anerkennung ihres Abschlusses beriet und begleitete sie die Handwerkskammer (HWK) Hamburg. Die Anpassungsqualifizierung erfolgte im Teilprojekt „APQ für duale Berufe“ im IQ Netzwerk Hamburg – NOBI.
Mein Verfahren in Kürze
- Wessal Alkhalil hat in Damaskus ein eigenes Zahntechnik-Labor mit 6 Mitarbeitenden. 2014 flüchtet sie vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland.
- In Hamburg nutzt sie die Anerkennungsberatung der Handwerkskammer. Diese rät zu einer Qualifikationsanalyse, da die notwendigen Dokumente zur Anerkennung fehlen.
- In der Qualifikationsanalyse weist Wessal Alkhalil ihre fachlichen Fähigkeiten praktisch nach. Dadurch erhält sie die teilweise Anerkennung als Zahntechnikerin.
- Um die volle Anerkennung zu erhalten, macht sie eine Anpassungsqualifizierung und einen Sprachkurs.
- Mit der vollen Anerkennung als Zahntechnikerin bekommt Wessal Alkhalil sofort eine Stelle in einem Zahntechnik-Labor. Ihr nächstes Ziel ist die Zahntechnikermeisterin.
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